Teneriffa 2004


Vom 3. bis 17. November entfloh ich zusammen mit Karin dem heimatlichen Schmuddelwetter. In unseren Gedanken hatten wir uns voll auf beschauliches Wandern und Baden eingestellt, ließen also die Kletterausrüstung diesmal zu Hause. Das war ein Fehler, denn wir stießen bei unseren Wanderungen mehrfach auf verlockende Kletterfelsen, die wir allzu gern bestiegen hätten. Obwohl wir so keine eigenen Klettererfahrungen auf Teneriffa sammeln konnten, möchte ich trotzdem kurz über die Reise berichten.
Wir reisten privat, d.h. wir mussten uns nach unserer Ankunft selbst um eine Unterkunft kümmern. Das ist auf den Kanarischen Inseln gar nicht so einfach, da sich die Einwohner vorzugsweise auf Pauschalreisende eingerichtet haben.
Für die ersten 7 Nächte mieteten wir eine der ...zig Holzhütten auf dem Campingplatz "Nauto" etwa 2km nördlich von Las Galletas. Die Häuschen haben vier Betten und kosten 25 Euro je Nacht. Von hier aus fuhren wir täglich mit unserem Mietauto ( Renault Clio von AVIS, 20 Euro/Tag und so sparsam im Verbrauch, dass wir den sehr niedrigen Spritpreis - 1 Liter Diesel für 52 Cent - gar nicht richtig genießen konnten) die verschiedenen Wanderziele an.
Die restlichen 7 Nächte schliefen wir in der allerliebsten Pension "Los Geranios" in Puerto de la Cruz. Die 10 freundlichen Zimmer mit Bad kosten 24 Euro je Nacht, sind also sehr preigünstig für hiesige Verhältnisse. Allen denen, die ebenfalls privat nach Teneriffa reisen wollen, möchte ich dieses Quartier wärmstens empfehlen :
      Pension "Los Geranios"
      Calle del Lomo 14
      38400 Puerto de la Cruz
      Spanien---Teneriffa
      -------------------
(Telefonisch ereichbar über xx922 38 2810, die Besitzerin spricht sehr gut Deutsch.)
Die Calle del Lomo liegt mitten in der reizvollen Altstadt von Puerto. Es machte uns viel Vergnügen, nach den Wanderungen abends durch die quirligen Gassen zu flanieren. Wie tot sind doch dagegen große Teile des abendlichen Dresdens!
Von unseren Wanderungen möchte ich über drei besonders eindrucksvolle kurz berichten.

Besteigung des Teide

Für die Besteigung des Gipfelaufsatzes über der oberen Seilbahnstation benötigt man eigentlich eine schriftliche Erlaubnis. Man erhält diese kostenlos, aber zeitaufwändig im Nationalparkbüro in Santa Cruz. Die Erlaubnis gilt nur an einem bestimmten Tag für eine bestimmte Stunde. Leider ist auf dem Teide oft schlechtes Wetter, so dass die Erlaubis oft gar nicht genutzt werden kann. Wir verzichteten deshalb von vornherein auf diese Erlaubnis, fuhren an einem besonders schönen Tag mit der Seilbahn hinauf und genossen die herrliche Aussicht von den zwei Mirador's unterhalb des Gipfelaufsatzes. 16.30 Uhr fuhr dann wie vorausgesehen die letzte Seilbahn ins Tal zurück. Und mit ihr der Kontrolleur des Wegs zum höchsten Gipfel. Ganz allein stiegen wir jetzt hinauf und genossen in aller Ruhe die grandiose Rundumsicht. Die untergehende Sonne sorgte für phantastische Lichteffekte. Nur schwer konnten wir uns vom Gipfel trennen. Es war deshalb schon ziemlich dunkel, als wir die Berghütte Altavista erreichten. Hier fanden wir für 6 Euro Unterkunft. In der Hütte ging es etwas urig zu und es empfiehlt sich, einen eigenen Hüttenschlafsack dabeizuhaben.
Und warme Kleidung, denn gegen Morgen sank die Temperatur auf -12 Grad. Der weitere Abstieg über die Montanja Blanca führt durch eine eindrucksvolle Vulkanlandschaft. Wir hatten das Auto an der unteren Seilbahnstation stehen lassen und waren froh, dass wir es unversehrt wiederfanden - offenbar ist der Parkplatz sicher bewacht.
Teide   Teidegipfel   Montanja Blanca  

In den Canjadas unterm Teide stehen einige Klettergipfel. Wenn man sie aus der Ferne unter dem riesigen Teide sieht, sehen sie klein und mickrig aus. Aber das täuscht. Steht man direkt vor ihnen, sind sie bis zu hundert Meter hoch und bieten ausgezeichnete Klettermöglichkeiten. Besonders die "Kathedrale" in den Roques de Garcia imponierte uns und hier tat es uns auch richtig leid, dass wir die Ausrüstung zu Hause gelassen hatten.
Kathedrale von Süden   Kathedrale von Osten   Kante östl. der Kathedrale  

Roque Imoque

Etwa 6km südwestlich von Vilaflor erhebt sich der Roque Imoque als superspitzer Vulkanstumpf. Viel spitzer als etwa der Kleis im Böhmischen Mittelgebirge. Man erreicht ihn bequem vom Dorf Ifonche aus. Wenn man will, kann man mit dem Auto bis an den Fuß des Berges fahren.
Die Spitze des Berges ist felsig. Es hatte geregnet und das vulkanische Gestein war glatt wie Schmierseife. Wir mussten also sehr aufpassen und hätten gern ein Seil dabeigehabt. Die Aussicht vom Gipfel war toll, der ganze Süden der Insel lag uns zu Füssen. Aber das tollste war dann der Dorfgasthof in Ifonche. Wir bestellten "Kaninchenbraten für zwei" und es kam ein riesiger Berg von Fleischstücken, so lecker angerichtet, dass mir beim Erinnern gleich wieder das Wasser im Munde zusammenläuft. Die Hälfte des Fleisches mussten wir uns einpacken lassen. Das Festmahl kostete uns ganze 12 Euro. Sollten wir jemals wieder nach Teneriffa kommen, kehren wir totsicher in Ifonche ein.
Unterm Roque Imoque   Ifonche  

Roque de Masca

Das kleine Dorf Masca liegt in einem Bergkessel mitten im Teno-Gebirge, wild und romantisch. Von der Straße am Sattel Cruz de Gilda nördlich über Masca führt ein fast waagerechter Kamm zum Felsberg Roque de Masca, der sich an die 1000 Meter direkt über dem Meer erhebt. Leider besaßen wir keine Beschreibung für diese Wanderung. Wir hielten uns zunächst auf dem Kamm, später etwas links davon. So erreichten wir zwar einen luftigen Vorgipfel, aber vom Hauptgipfel trennte uns eine schwer überwindbare Scharte. Zu spät erkannten wir, dass man den deutlichen Pfad rechts unterm Kamm gehen muss, um über die Kante von der Meerseite her auf den Roque de Masca zu gelangen. Wohl oder übel mussten wir uns mit dem Vorgipfel begnügen.
Aber auch der bot uns eine hervorragende Aussicht. Unglaublich hoch sahen wir über einer Wolkenschicht den Gipfel des Teide schweben und direkt unter uns blickten wir in die unergründlichen Tiefen der Schlucht von Masca, die mit 600 Meter Höhenunterschied vom Dorf Masca ans Meer hinunterführt. Obwohl wir Schlüchte eigentlich nicht so lieben, waren wir von diesem Anblick begeistert. Ein paar Tage später liefen wir deshalb die Schlucht hinunter. Der Ausstieg aus der schattigen Schlucht in das Licht am Meer wirkte auf uns ganz so wie das Erreichen eines Berggipfels.
Kamm zum Roque Masca   Teide von Masca  

Roque de Taborno

Der Roque de Taborno liegt im Anaga-Gebirge im Nordosten Teneriffas. In unserem Rother-Wanderführer stand, dass dieser Vulkanpfropfen "wohl kaum zu bezwingen sei". Und tatsächlich sehen die Wände des steilen Zylinders sehr abschreckend aus, brüchig und teilweise bewachsen. Aber lt. Führer gibt es eine schöne Wanderung rund um den Berg, mit schwindelerregenden Tiefblicken in die Barrancos des wilden Anaga-Gebirges. So wandern wir also um den Berg herum. Wirklich toll diese Landschaft. Aber immer wieder geht unser Blick hinauf zum Gipfel. Sollte es nicht irgendwo einen gangbaren Weg geben? Am ehesten scheint es in der zu Südseite gehen. Karin möchte nicht, aber sie will immerhin warten, wenn ich es versuche.
Zuerst gilt es, einen Hang zu überwinden, der dicht mit Opuntien bewachsen ist. Ich versuche, möglichst wenig mit den bösartigen Stacheln in Berührung zu kommen. dann endlich erreiche ich die ersten Felsen. Sie sind viel fester als von unten angenommen. Gut komme ich an ihnen bis zur halben Höhe des Zylinders. Jetzt wird es aber ungemütlich steil und ich weiche nach links aus. Mit einem luftigen Spreizschritt quere ich um eine Felsecke und weiter schräg links hinauf, bis sich der Fels zurückneigt. Schrofen führen zum Steinmann auf dem Gipfel. Prächtig sitzt es sich hier oben. Karin winkt mir von unten zu und auch ein paar Kinder im nahen Dorf Taborno. Ich bin froh darüber, dass sich dieser abschreckend aussehende Berg so gut besteigen ließ, auch ohne Seil und ganz sicher.
Roque Taborno   Roque Taborno   Roque de Anambra  

Den Roque de Anambra haben wir leider nur aus der Ferne gesehen. Ein beliebter Wanderweg führt vom Dorf Chamorga im Ostteil des Anaga-Gebirges zu diesem prächtigen Felsturm, aber leider fehlte uns die Zeit dafür.


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