Maira-Tal 2010
In der zweiten Augusthälfte 2010 war ich zusammen mit Karin im Maira-Tal
in den italienischen Alpen.
Empfohlen hatte uns diese abgelegene und
kaum bekannte Ecke unser Sohn Tilo, der
vor acht Jahren zusammen mit seinen Freunden dort war. Mit seiner
begeisterten Schilderung
überzeugte er uns davon, dass wir uns dieses Tal ebenfalls ansehen müssten.
Heute sind wir froh, dass wir seinem Rat gefolgt sind, denn jetzt zählen
auch wir uns zu den Fans des Maira-Tals. Und da wir keine Geheimniskrämer
sind, werden wir im Folgenden unsere Eindrücke an euch weitergeben.
Das Maira-Tal liegt in der Nähe von Turin, etwa 30km westlich der kleinen
Stadt Cuneo. Der Fluss Maira entspringt nahe der französischen Grenze am Fuß
von 3000m hohen Bergen.
Vor 100 Jahren war das Tal noch relativ dicht bevölkert,
aber dann wirkte sich hier die allgemeine Landflucht besonders gravierend aus.
Die Bevölkerungsdichte schrumpfte seither um 90 Prozent und mancher wird sich
daran stören, dass heute in den Dörfern viele Häuser unbewohnt sind. Aber
für uns, die wir den ruhigen Urlaub
in einer grandiosen Bergwelt suchen, bringt die dünne Besiedlung eher Vorteile.
Überall ist man gern gesehen. Keiner behelligt uns mit Reglementierungen, die
in den Tourismuszentren der Alpen manche Freude verderben. So kann man zum Beispiel
auf den
schmalen Bergstraßen, die einst in Kriegszeiten angelegt wurden, bis in Höhen weit über
2000m problem- und mautlos hinauf fahren. Damit ist auch für uns Altgewordene der Aufstieg auf
die Dreitausender ganz bequem möglich.
Das Maira-Tal ist vor allem ein wunderschönes Wandergebiet. Näheres zu
den Wanderungen kann man zum Beispiel in
www.wandern-piemonte.it
nachlesen. Unter
anderem ist dort der prächtige Rundkurs PO
("Percorso Occitano") beschrieben. 14 Tagesetappen führen hoch an den Hängen des Tals zu
den landschaftlichen Höhepunkten. Am Ende jeder Etappe wartet eine gemütliche Herberge
mit vielgelobter Küche auf den hungrigen und müden Wanderer. Auf Wunsch wird einem
dabei sogar das Gepäck
zum nächsten Ziel transportiert. Die durchschnittliche reine
Wanderzeit für die einzelnen Etappen beträgt nur etwa 4 bis 5 Stunden, aber auch das ist
für unsere
arthrosegeplagten Knie zu viel. Wir müssen uns leider mit wesentlich kürzeren Touren
begnügen und sehen mit Wehmut
auf die strammen Waden, wenn wir unterwegs
auf die echten PO-Wanderer treffen.
Aber bald finden auch wir unseren Trost. Es gibt nämlich
im Maira-Tal auch Klettergipfel,
und das Klettern klappt bei uns noch ganz gut, zumindest besser als das Marschieren.
Im Folgenden werden wir deshalb vor allem über die Klettermöglichkeiten im
Maira-Tal berichten.
Provenzale und Castello
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Am oberen Ende des Maira-Tals erhebt sich über dem kleinen Dorf Chiaperra
eine eindrucksvolle Felspyramide, der Provenzale. Besonders die
450m hohe Südkante gefällt uns sehr,
denn sie ist gleichmäßig (un-)steil und deshalb auch für den kleineren Bizeps
gut geeignet. Nähere Informationen zur Kante stehen in den Texten der Bilder.
Chersogno
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Der Chersogno ist eher ein Wander- denn ein Klettergipfel. Aber es gibt an diesem Berg
und in seiner näheren Umgebung auch eine Reihe erschlossener Kletterwege. Die
etwa 500m unter dem Gipfel stehende unbewirtschaftete Hütte "Bifacco Belfonte"
bildet eine gute Ausgangsbasis für die Kletterer. Hier liegen auch Informationen zu
den Kletterwegen aus.
Wir selbst sind hier nicht geklettert, denn wir hatten keine Lust, die Ausrüstung
bis zur Hütte zu tragen.
Meja und Gardetta
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Die Meja ist nur 2831m hoch, aber sie erhebt sich derart eindrucksvoll über der
riesigen, fast mongolisch anmutenden Hochebene Gardetta, dass sie ganz vorn auf unserer
Wunschliste stand. Außerdem hatten wir gehört, dass es an der
Meja die bedeutendsten Kletterwege des Maira-Tals geben soll. Um es gleich vorwegzunehmen:
wir haben die Meja nicht bestiegen. Wir waren schlecht vorbereitet und wussten
überhaupt nicht, wo ein Aufstieg auf den Berg hinaufführt. Wir sahen eine einladende
Rampe, die anscheinend leicht bis zum Gipfel führte. Als wir uns der Rampe näherten,
war sie plötzlich verschwunden. Wir sahen nur noch schwierige Wände und wir gaben die
Besteigung auf, ehe sie überhaupt begonnen hatte. Noch heute ist es für uns ein
Rätsel, wie uns diese Rampe so narren konnte. Falls du zufällig die Meja kennst und
weißt, wie man da hinaufkommt: bitte gib uns einen Tipp. Damit wir beim nächsten Mal
(das gibt es mit Sicherheit) nicht wieder so alt aussehen.
Heimfahrt
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Das Maira-Tal ist ja ziemlich weit weg von Dresden. Wir bemühten uns deshalb, die
lange Heimfahrt etwas aufzulockern. Weil wir wussten, dass etwa 20 Mitglieder
unseres Klettervereins KVL51 am
Comersee einen gemeinsamen Kletterurlaub machten, planten wir deshalb, bei unserer
Heimfahrt dort ebenfalls für ein paar Tage anzuhalten. Vorher aber machten wir
noch einen Umweg über Finale in Ligurien, weil wir dieses vielgerühmte
Sportklettergebiet noch nicht kannten.
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