Sind die Gottys Nachkommen von Goethe?

      Carl-Francis Gotty hatte uns an der Whanganui Bay darum gebeten, in Deutschland nachzuforschen, welche Verbindung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und John Francis Gotty besteht. Carl-Francis vertrat die Meinung, dass sich Goethes Enkelsohn Wolfgang Maximilian (einer der beiden Söhne des bisher einzigen offiziell anerkannten Goethe-Sohns August) 1849 an der Whanganui Bay unter dem Namen John Francis Gotty angesiedelt habe und dort mit Puhiwahine, einer schönen Maori-Frau und gefeierten Dichterin in der Maori-Sprache, die Sippe der Gotty begründete. Doch der Lebenslauf von Wolfgang Maximilian ist in Deutschland in allen Einzelheiten bekannt. Er lebte zwar längere Zeit im Ausland - in Rom - aber er war niemals in Neuseeland.
      Im Internet fanden wir heraus, dass sich der Journalist und Spezialist für Genealogie Tom Appleton aus Wien mit der Herkunft der Gotty-Sippe besonders intensiv beschäftigt hat. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 21./22.9.1991 berichtete er über das Ergebnis seiner Untersuchungen. Er kommt dort zu dem Schluss, dass ein heimlicher Sohn Goethes mit der Jugendfreundin Lili Schönemann als Ursprung der Gottys denkbar wäre. Er stützt seine Hypothese mit vielen einleuchtenden Argumenten. Sein Bericht endet mit den Worten: "So bleibt als Resultat dieser Spurensuche nur ein seltsamer, aber irgendwie tröstlicher Gedanke: der vage Verdacht, dass der größte Dichter der Deutschen, allem bigotten Rassismus seines Volkes zum Trotz, vielleicht doch in einer braunen Rasse am Rande des Südpazifiks ein Weiterleben gefunden haben könnte."
      Wir suchten Kontakt zu Tom Appleton und fragten ihn, ob er seit 1991 neue Erkenntnisse zur Herkunft der Gottys gewonnen habe. Er schrieb uns eine lange e-mail als Antwort. Hier einige Auszüge:

Liebe Karin + Karlheinz Bardoux -- ihr brief hat mich sehr gefreut, auch ein wenig amüsiert, denn sie scheinen den umgekehrten weg gegangen zu sein: ERST einen goethe in neuseeland entdecken, dann in deutschland nachforschen. als der artikel erschien -- bzw ein früherer einmal in der ZEIT -- bekam ich irrsinnig viel anrufe und briefe von allen möglichen leuten, die sich auf die suche nach den goethes in neuseeland machen wollten, um damit ihre jeweiligen akademischen hoffnungen zu erfüllen.
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Übrigens ist es nicht UNinteressant, sich die schönemann briefe einmal genauer anzusehen, und auch goethes briefe überhaupt. man kommt nämlich kaum um den schluss / verdacht herum, dass dieses ganze geschwafel eigentlich einen geheimcode darstellt (sie wissen, so von der sorte, wo jedes wort am anfang einer zeile die eigentliche mitteilung darstellt, und der rest nur füllmaterial ist. oder irgend sowas in der art.) das halte ich einerseits für durchaus möglich, wenn man einmal bedenkt, dass goethe und LS sich mit sicherheit nicht brieflich über solch heiklen dinge austauschen würden -- bedenkt man, wie unsicher die post, die wahrung des briefgeheimnisses und überhaupt, die gefahr der kompromittierung war, besonders für die lady. also so gesehen, sind die briefe auch wieder kein beweis dagegen. die stellen, die ich in meinem SZ artikel zitiere gehen übrigens in den briefen völlig unter. also man muss richtig jeden dieser briefe wie nach einem hohlraum hinter der wand abklopfen. ich fänd's interessant, wenn mal jemand mit richtigen kryptographie-kenntnissen und einem vernünftigen computer programm sich an die arbeiten machen würde -- ich meine, goethe's briefe eingeben -- ab seiner weimarer zeit irgendwann -- das müsste ja auffallen, dass es dann irgendwann briefe gibt, deren wortmenge pro satz ansteigt, während zb gewisse formulierungen oder wendungen stereotyp werden. dito einmal die ganzen schönemann briefe reinschütten, und abgrasen nach vokabular, mustern --- ich vermute, die handschriftlichen originale wären aufschlussreicher, aber wo findet man die? und das goethehaus in weimar wird nicht gerade für ein solches hirngespinst viel zeit & geld übrig haben. in den gedruckten texten werden aber eben wohl die durchgestrichenen wörter oder absichtlich schräg gestellten oder falsch geschriebenen wörter etc, die zu einem code gehören könnten, begradigt und berichtigt /unsichtbar gemacht worden sein. immerhin könnte man vielleicht EINIGE briefe in photokopie verlangen und einmal mit den gedruckten vergleichen....
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also, die geschichte verliert sich in meinen augen wirklich im dunkel der historie -- allerdings ist es ja wirklich interessant, dass ein echtes goethe gemälde in neuseeland gefunden wurde, dessen provenienz auch nie geklärt werden konnte. und die gottys/te katis hatten angeblich noch alle möglichen alten bilder und sachen, die irgend etwas mit goethe hätten zu tun haben können oder auch nicht -- sie sind alle verloren gegangen, achtlos dahin gegeben oder weggeworfen.

sie sehen -- die story hat weder hand noch fuss, weder anfang noch ende -- aber SIE haben eine sehr schöne entdeckung gemacht, und den kontakt sollten sie pflegen. vielleicht könnte man ja irgendwann mal durch einen genetischen vergleich zwischen te kati und erwiesen echten CORNELIA goethe nachfahren eine annäherung an die historische wahrheit erreichen. das wäre natürlich der oberhammer, wenn sich dann heraus stellt, dass es sich um "echte" goethes handelt!!

schöne grüße,                                      tom appleton


Wir schrieben, sozusagen als Zwischenstand, an Carl-Francis folgenden Brief:

                                                                           Dresden, 28. January 2003
Dear Carl-Francis !
Excuse please, that we write this letter so late. But the time after our return to Germany flow away very quickly. We often remember the beautyful days in New Zealand and the friendly inhabitants there. And we remember especially our visit in the fantastic landscape Whanganui Bay, where we met you, the grand ... grandson of the great German poet Johann Wolfgang von Goethe.
Dear Carl-Francis, back in Germany we tried to get informations about your forefathers. It was not easy to find authentic statements, but we are sure, the grandson Wolfgang Maximilian von Goethe was never in New Zealand, because the life of Maximilian in many details is described in the literature. He died 1883 in Leipzig in Germany, not in New Zealand. That means: John Francis Gotty, the begin of the Gotty-Family in New Zealand, was not identically with grandson Maximilian.

The question is: who was John Francis Gotty. We don’t know it exactly. But we found a report of the Austrian journalist Mr. Appleton in the "Sued- deutsche Zeitung" (21.September 1991). Mr. Appleton is good informed about the "Whakapapa" (family tree since 1849) of the Maori-Family Gotty and he means, it is not impossible, that the Gottys are direct descendants of the great Goethe. He means, that Goethe perhaps had an unknown, illegal son with Lili Schoenemann. Goethe was engaged to the young and beautyful Lili in the year 1775 and it was a great love. But the love was not great enough. After some weeks Goethe was again separeted from Lili. Four years later, Lili was meanwhile married with the reach banker Tuerckheim in Strasbourg in France, Goethe visited Lili in her new home (26.9.1779).

Mr. Appleton arranged in his report some interesting suppositions and facts. He is coming to the following result (but he is until today not able to prove it ) : In Strasbourg awokes the old love again for one day and in the year 1780 was born a illegal son called Antoine. Some years later Antoine was officer under Napoleon. After the lost war 1814 he stayed in Germany (in Westfalen and in Berlin). He had two sons. One son went under the name John George Goette to Australia. He died 1864 in Picton near Sydney. The other son went under the name John Francis Gotty to New Zealand. He married the Maori-Wife Elizabeth Rangihirawea. She was a very intelligent and beautyful women and under the name Puhiwahine also a wellknown poet. They had two sons, John and George Gotty. That was the begin of the Maori-Family Gotty. What is your meaning to this hypothesis ? We think, it is a good and romantic variant. The illegal, hidden son Antoine from the intelligent Lili is in our eyes also a good base for the family Gotty, so good as the legal son August, the father of Maximilian. Important is, to clear the existence of the Goethe-Son Antoine. I hope, Mr.Appleton will be able one day to prove his hypothesis and we will inform you about new results.

Dear Carl-Francis, how are you ? You are healthy ? We think now is hot wether in Whanganui Bay and you will take each day a fresh bath under your waterfall. Here is now wintertime with cold rain and snow. We are very interestet to hear, what you are doing. There are any news in the construction of the memorial in Bulls ? You said us many things about the Whakapapa of your family, but our English was to bad, all to understand. Please can you write us a little more about your knowledges of Gotty-Whakapapa ?

Dear Carl-Francis, we wish you the best for your live. And if you will see Mere, say her please hearty greetings from us.
                                             Karin und Karlheinz


Von Carl-Francis erhielten wir keine Antwort, aber er hat unseren Brief anderen Mitgliedern der Gotty-Sippe gezeigt und wir erhielten von ihnen Briefe und e-mails mit der Bitte, weiter nach ihren deutschen Vorfahren zu forschen und sie unbedingt über Neuigkeiten zu informieren. Unser Eifer hat leider nachgelassen. Vielleicht aber gibt es einen Leser, dem - angeregt durch diese Zeilen - der "sensationelle Nachweis" gelingt ?


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